Kati Krusche bringt in ihren Arbeiten die Ästhetik eines Vorgangs zum Vorschein,
der in unserer Gesellschaft gerne verdrängt wird, der des Sterbens.
Zu sehen in ihren Bildern ist die Vielfalt in der Schönheit des Vergehens.
Die Art in der sie sich ihren Objekten nähert ist von Neugier getrieben,
getragen von Offenheit, mit Lust auf Überraschungen. Das Sichtbare und
das Verborgene sind Themen. Nähe. Distanz. Bewegung und Stillstand.
Intuitiv im Arbeitsfluss, ist sie es, die von den Pflanzen begleitet wird.
Wer tanzt mit wem? Die Grenzen sind fließend. Dabei entsteht im unmittelbaren
Naheverhältnis von Weitwinkellinse und Objekt einen visuelle
Dynamik, die dem fortschreitenden Zerfall der Pflanzen entgegen zu wirken
scheint.
Fragile Lebewesen, die sich in Auflösung befinden, wandeln sich zu lebendigen
Skulpturen. Sich filigran abzeichnende, von Licht durchtränkte
Strukturen sind in den Fotografien zu sehen. Dunkle Räume, aus denen
heraus kaum sichtbare Formen auftauchen in den Scanographien. Sehnsuchtsorte,
Traumbilder, Projektionsflächen.
Der Vorgang des Abtastens in den Scanographien setzt die Momente in
eine fortlaufende Reihe und verweist auf den Fluss der Zeit. Das Licht wird
zum Sinnbild von Gegenwart. Das was davor war, versinkt in Dunkelheit,
das was kommen wird ist noch im Dunkeln. Die Abbildung erscheint als
kurzes Aufleuchten von Existenz in der das Licht zu wenig Zeit hat, in die
Tiefe des Raumes vorzudringen. Die geringe Tiefenschärfe auf den Abbildungen
lässt jenen Aspekt von Zeit anklingen, der auf die Einmaligkeit
des Augenblicks hinweist und auf die Zerbrechlichkeit des Lebens an sich,
weil es endlich ist.
Kati Krusches Bilder von vergehenden Pflanzen sind schön, wie das Leben
schön ist in seiner Vielfalt und Widersprüchlichkeit. Und der Tod ist ein
Teil davon.
Pilo Pichler